Kurzberichte an den Kieler Yacht-Club während der Reise 5/6 mit der Lotta

22.12.2006
Reise beendet....

Liebe Lotta-Gemeinde,
nun melden wir uns zum letzten Mal von unserer wunderbaren Reise! Und das Lotter-Leben hat ein Ende :-)
Von St. Lucia sind wir direkt nach Bequia gesegelt um möglichst schnell die Tobago Cays zu erreichen. Dort gefiel es uns natürlich soooo sehr, dass wir zwei Tage blieben. Wir lagen direkt an einer Insel, hinter einem großen Riff. Den Atlantik hörte man rauschen, die Sonne schien, das Wasser in den traumhaftesten Farben... was kann man mehr wollen. Den folgenden Tag nutzten wir zu einer kleinen (35 sm) Erkundungstour durch die Grenadines. Leider mußten wir feststellen, dass Sandy Island sich stark verändert hat. Früher war es eine super Postkarten Insel, jetzt leider gänzlich ohne Palmen. Auf diese Ernüchterung hin, ankerten wir an Palm Island, einer Hotelinsel mit unzähligen Palmen, auch sehr schön. Dort konnten wir einen kühlen Drink nehmen und nach Mayreau in die Salt Whistle Bay fahren. Abermals lagen wir in einer traumhaft Palmenbucht!
Nach einem kleinen "Vergiftungsunfall" mit Versorgung an einem Kreuzfahrtschiff "MS Blue Moon" segelten wir wieder nach Bequia zum Ausklarieren. Ein leckeres Abendessen bei "Devils Table" rundete diesen Tag ab. Der folgende Tag führte uns über 60 sm wieder gen Norden nach St. Lucia in die traumhafte Marigot Bay. Dort hatte bereits Admiral Barrington seine Flotte vor den Franzosen versteckt. Wegen einer Lungenentzündung verlegten wir unser nächstes Ziel direkt nach Le Marin auf Martinique. Hier gibt es ein gut ausgerüstetes Krankenhaus. Den letzten Tag nutzten wir zum Saubermachen, so dass Lotta nun wieder fein aussieht!
Jetzt bleibt uns nur noch allen herz lichen Dank zu sagen, die an diesem Projekt mitgewirkt und es hierdurch ermöglicht haben! Ganz besonders Uli Münker, der jederzeit für alle Probleme ansprechbar war!
Fröhliche Weihnachten
Eure Lotta-Crew

14.12.2006
Am dünnen Draht

Nachdem wir durch unsere erfolgreiche ARC - Teilnahme mit neuem Selbstbewußtsein gestählt sind, wundert es niemanden, wenn wir schon wieder auf zu neuen Abenteuern aufbrechen. Am dünnen Draht durch den tropischen Regenwald heißt das Ziel der Aktion. Doch vor das Erreichen des Ziels hat der Veranstalter die Anfahrt gesetzt. Der Fahrstil von Dave (unser Fahrer) hat der stets seefesten Susanne den Garaus bereitet, oder lag es an den diversen Bieren und einem Heiratsantrag einer Nachbarcrew, dass sich das Frühstück prompt im Graben wiederfand? Duschen unter einem idyllischen Wasserfall, Kokosnüsse, Bananen und Zuckerrohr ganz frisch vom Feld/Wald und dann der Höhepunkt "Schweben am Draht durch den Urwald. Kleine Baumhäuser sind die Relaistationen zwischen den Drahtseile durch den tropischen Regenwald gespannt sind. Alle Crewmitgllieder wurden entsprechend ausgerüstet von Baumhaus zu Baumhaus geschickt. Wichtig (und zunächst etwas gewöhnungsbedürftig) es mit einer Hand am Seil zu bleiben um das Rotieren um die eigene Achse zu vermeiden. Zahlreich Fots beweise, mit welche Grazie Atlantik-Segler nahezu Angstfrei durch den Regenwald fliegen.

13.12.2006
Reparaturstau

Gemäß der alten Segler-Regel "Nach der Atlantiküberquerung ist vor der Atlantiküberquerung" macht die Lotta-Crew nach diversen Willkommens-Partys und -drinks das, was sie schon vor der Atlantiküberquerung gemacht hat: Reparieren! Denn die lange Reise hat ihre Spuren hinterlassen. Zwei zersegelte Spinnaker hatten wir wohl schon gelegentlich erwähnt, nicht jedoch den gebrochen Kicker-
Beschlag am Großbaum. Um dieses nicht ganz unwesentliche Problem zu lösen gibt es zwei Möglichkeiten: Neu kaufen oder reparieren. Die Lösung des Problems fand sind im malerischen Anbau im Hinterhofes einer etwas windigen Schiffswerft, die mit einem umfangreichen aber vollkommen veralteten Maschinenpark aufwarten konnte - und der Möglichkeit Niro zu schweißen! Zwischen halb ausgeschlachteten Autos, verrosteten Metallen aller Art, Öllachen und freundlichen Mitarbeitern hielt Jup die Flagge der deutschen Ingenieurskunst hoch und bereitete die beiden Teile des Beschlages mit einer Flex zum Schweißen vor. Selbst Mitarbeiter der Werkstatt trauten sich nicht, den flexenden Jup zu unterbrechen und nach kurzer Zeit standen alle anderen Arbeiten still, andächtigt verfolgten alle den spannenden Kampf von Jup mit dem Beschlag. Das Schweißen selbst überließ Jup dem Inhaber und für 20 Euro haben wir für die Lotta einen Beschlag gebaut, der die nächsten zehn Atlantik-Querungen problemlos übersteht!

12.12.2006
Rodney Bay , St. Lucia

Wir senden Euch einige Impressionen von unserer Atlantiküberquerung und von dem Zielhafen.
Hier regnet es zwar auch gelegentlich, aber meistens ist es viel zu heiß, um lange Texte zu verfassen. Wir haben einiges auf der Lotta repariert und sie teilweise von einem Racingschiff wieder zu einem Cruiser rückgebaut. Nach wie vor laufen Schiffe ein, die mit Sirenen und Cocktails empfangen werden. Für morgen planen wir ein Tour in den Tropischen Urwald der Insel.

11.12.2006
Angekommen!

Um 21:51 UTC: (22:51 Kieler Zeit, 17:51 Local Time) haben wir die Ziellinie passiert.
Der letzte Segeltag war sehr schön. Nach einer Halse am frühen morgen haben wir den Genaker gesetzt und sind mit 300 Grad mit Blick auf die Westküste St. Lucias dahin gebraust. Gerade noch vor Sonnenuntergang passierten wir die Ziellinie in der Rodney Bucht und wurden mit Cocktails und einem Obstkorb empfangen.
Nun freuen für uns auf die Süßwasserduschen.

11.12.2006
Position 12.00 UTC:  13° 52' N - 059° 36' W
Land in Sicht?

Die letzten Stunden der Atlantikquerung sind angebrochen. Nur noch ca. 80 Seemeilen bis nach St. Lucia. Barbardos liegt querab - leider sehen wir noch kein Land. St. Lucia werden wir frühestens 30 Seemeilen vorher sehen können und auch dann nur bei sehr klarer Sicht. Wenn jetzt nicht noch wider Erwarten eine totale Flaute einsetzt, dann haben wir unsere letzte Nachtwache an Bord hinter uns. Mit "Land in Sicht" verbindet jeder an Bord der Lotta etwas anderes. Der eine freut sich auf eine Süßwasserdusche, Susanne fiebert einer Waschmaschine entgegen, und einige Herren legen besonderen Wert darauf bei Tageslicht anzukommen, weil dann die Willkommensdrinks von netten Damen gereicht werden (Nachts kommen Männer). Wenn wir dann im Hafen ausgeschlafen haben, ist leider immer noch kein "Land in Sicht", denn dann müssen wir mal die Lotta wieder in einen akzeptablen Zustand zurückversetzen. Es gilt neue Fallen einzuziehen, und Beschläge schweißen zu lassen, so wie endlich eine Klobrille zu kaufen, die seit zwölf Tagen ihren Dienst nicht mehr versieht! Der Rudergänger meldet gerade "Eine Möwe" - also doch: Land in Sicht!

10.12.2006
Position 12.00 UTC:  14° 42' N - 056° 31' W
Schiffsmeldungen

Kommunikation mit und über andere Schiffe erfolgt an Bord der Lotta zum einen durch das UKW Sprechfunkgerät, zum anderen via E-Mail Verkehr über Satellitentelefon. Einmal täglich schicken wir unsere Position und diesen Bericht per E-Mail los und erhalten dafür von der ARC-Organisation Wetterberichte, Positionsmeldungen anderer Schiffe und Notfallmeldungen.
Neulich hieß es z.B. "ARC yacht XX - TIGER was dismasted at dusk last night (02-Dec). All onboard are well and unhurt. The yacht is currently drifting in position 20 28N 34 32W." Das sind jene Momente, in denen die Crew realisiert, wie nebensächlich manche Probleme an Bord wirklich sind. Man stelle sich das mal vor: Mastbruch mitten auf dem Atlantik! Inzwischen hat es noch weitere Mastbrüche etc. gegeben (Liste aller Schadensfälle siehe auch ARC-Internet-Seite).
Und uns geht es gut, sehr gut! Über UKW kann man mit den umliegenden Schiffen direkt Kontakt aufnehmen. Ein kleiner Plausch mit einem gemütlich unter Genua dahinsegelnden Katamaran, der von Teneriffa nach Antigua segelt und deren Hauptproblem zu wenig Bier ist. Da mischt sich in die laufenden Unterhaltung eine weitere ARC-Yacht ein: "Hallo Lotta, hier ist die Peter von Seestermühe - könnt ihr uns hören?" Klar können wir, denn wie sich herausstellt liegen wir nur ca. 20 Seemeilen vorn. Leichte Trauer macht sich breit. Eigentlich müssten wir viel weiter vorn sein, aber wenn man keine Spinnaker mehr hat...! Nachmittags sichten wir eine Yacht Backbord voraus. Jup funkt sie an: "Yacht in vicinity, yacht in vicinity, this is sailingyacht "Lotta" at Positon 14 09N and 53 08W, do you read me?" Die hören uns gut und kommen aus Glücksburg, die X-48 mit dem Namen Seeadler gehört der Hanseatischen Yachtschule. "Ihr habt ja gar keine Spinnaker oben!" werden wir interviewed und geben zu beide Spinnaker schon zersegelt zu haben. Da kommt gute Nachricht von der Seeadler. "Wir haben auch die Spinnaker zerlegt, einen letzten wollen wir jetzt mehr riskieren!" Uff, wie gut das tut, zu hören, dass auch andere Materialopfer gebracht haben. Dann können wir uns ja vollkommen entspannt auf unsere Ankunft in St. Lucia vorbereiten. Wir gehen davon aus, dass wir nach Kieler Zeit irgendwann am Montag abend bzw. in der Nacht zu Dienstag ankommen!

09.12.2006
Position 12.00 UTC: 14°07' N - 053° 13' W
Lange Nacht

Ca. 18:15 h Bordzeit macht irgendjemand draußen das Licht aus und plötzlich ist stockfinstere Nacht. Die Sonne verabschiedet sich mit einem kurzem Zischen, wenn sie in minutenschnelle am Horizont im Atlantik versinkt und dann bricht auch an Bord der Lotta die lange Nacht an. Da wir Strom sparen müssen (der Generator tut nicht, was er machen soll - oder ist nicht der Generator, der er sein soll?) senkt sich über die nur mit gespenstischem Rotlicht ausgeleuchtete Lotta abendliche Ruhe. Um spätestens 19:00 Uhr liegt bis auf die Wachgänger alles in den Kojen und schläft vor. Die ersten Stunden der Nacht sind für die Rudergänger weniger angenehm, weil es draußen stockdunkel ist. Der Mond geht erst gegen 22:00 h auf und bis dahin muss man das machen, was Peter "Instrumentenflug" nennt. Stur nach Kompass steuern, "...wenn wir einen Wal oder ein U-Boot treffen, merken wir das schon..." beruhigt Dietrich seinen Rudergänger Ralf.
Wenn der Mond erst scheint, wird die Nacht meist spektakulär. Der Stern übersähte Himmel führt zu Debatten über Dietrichs Sternkarte und animiert zu stundenlangem in den Himmel gucken, wenn man denn wach genug ist. Denn alle drei Stunden ist Wachwechsel, das ermüdet schon mal. Wenn der Lärm an Deck mitten in der Nacht laut genug wird, dann sind plötzlich alle Freiwachen mit an Deck und versuchen zu helfen oder nur mal zu gucken was passiert ist, um dann beruhigt wieder in die Koje zurückzukehren. Für die echten Highlights in der Nacht sorgt der Skipper persönlich. Unvergessen der Ausflug von Rolf in den Masttop zum Kontrollieren des Spi-Falls nachts um 2:30 h.Und auch letzte Nacht um 0:00 h war die die Gratulation zum Geburtstag von Rudergänger Ralf mit einem von Susanne gebackenen und von Rolf mit Wunderkerzen dekorierten Geburtstagskuchen nicht wenig stimmungsvoll!
Das definitive Ende der Nacht beginnt mit dem Backen der Brötchen am Morgen. Vom frischen Geruch angelockt quälen sich auch die Verschlafensten aus ihren Kojen und beenden die lange Lotta-Nacht.

08.12.2006
Position 12.00 UTC: 16°03' N - 050° 06' W
Wellenhöhe

Es rauscht und dröhnt wenn die Welle näher kommt, die Gischt wirbelt durch die Luft, der Kamm der meterhohen Welle bricht mit lautem Getösedirekt hinter unserem Heck. Bei der Beschreibung dieser für die Lotta-Crew alltäglichen Szene gibt es nur ein Problem: Wie hoch sind die "meterhohen" Wellen? Eine erste Fragerunde beim Frühstück offenbart ernsthafte Defizite. Während Peter spontan "3-4 Meter" schätzt (ein Wert, den er auf Nachfrage jeden Tag wieder schätzt), rät Rolf zum Zollstock und Außmessen. Nur Jup ist bereit sich ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen. So erfahren wir, das die Wellenhöhe gut über Satelliten zu messen ist (hilft uns auch nicht weiter) und das man auf diese Weise erfahren hat, dass es viel mehr Killerwellen gibt, als vermutet. Mit dieser wenig ermutigenden Information sind wir dem Problem der exakten Bestimmung der Wellenhöhe noch keinen Schritt näher gekommen.
Im Verlauf der folgenden Tage folgen aufschlussreiche Zusatzinformationen. Dietrich weiß, dass 87% aller Wellen kleiner sind als die mittlere Wellenhöhe. Und Rolf und Jup fragen sich, wie die Wellenhöhe definiert ist, vom Tal zum Wellenkamm, oder von der imaginären Nulllinie zum Tal bzw. Kamm?
Dann entdecket Jup am GPS eine Funktion, die eigentlich die Wellenhöhe messen soll, aber dann doch nicht mißt. Die ultimative Lösung unseres Problems liefert natürlich Rolf: "Wenn Du nicht schreibst, dass die Wellen mindestens 10 Meter hoch sind, glaubt kein Mensch, dass wir auf dem Atlantik waren!"
So sei es: Die 10 Meter hohen Wellen nähern sich bedrohlich unserem Heck und brechen nach einem kurzen Moment des Innehaltens mit donnerndem Getöse über unsem Skipper zusammen, als Seemannsgarn!
Und die Lotta macht alles mit...

07.12.2006
Position 12.00 UTC: 16°37' N - 046° 49' W
Grüße, viele Grüße!

Werte Leser,
jetzt ist der Moment gekommen, der unweigerlich auch in Radiosendungen und Talkshows kommt: "Darf ich noch mal jemanden grüßen?"
Hier also die ganz persönlichen Grüße der Lotta-Crew sortiert aufsteigend nach dem Alter der Crewmitglieder. Susanne grüßt: Marcus Mattis, Adi, Goran, meine Eltern und alle die mich kennen...
Rolf grüßt: Alle, die an mich denken! Ralf grüßt: Johanna, Jule und neuerdings auch Benjamin sowie alle dazu gehörigen Familienangehörigen, Paten etc. Spezielle Grüße an die Kollegen im Büro!
Peter grüßt: Anke, Astrid, Oma Alice, Opa Herbert, Jochen und den FSC Dietrich grüßt: Jette, Frederik, Anna, Julia, Fritz, Birte, Christian, Marianne, Klaus und Bine und alle anderen, die diese Superinternetseite regelmäßig lesen, vor allem viel Spaß bei der dritten Geburtstagsnachfeier.
Jup grüßt: Luli, Leaonie, Feline, Jette, Lisa, Inken, Torge, Maren , Christoph Die ganze Crew grüßt und dankt: Atlantik-Square Orga-Team, Jochen Frank, FSC, KYC und alle anderen Nordlichter.
PS: Morgen gibt es wieder anständige Meldungen!

06.12.2006
Position 12.00 UTC: 15° 57' N - 043° 23' W
Lebensqualität

Wir grüßen alle deutschen Nikolause! Hier an Bord der Lotta ist das schon schwieriger mit dem Nikolaus. Denn schließlich segeln wir auf der sogenannten Barfußroute. Und was fehlende Schuhe für den Nikolaus bedeuten, muss nicht erklärt werden. Um so angenehmer, dass dieser Tag trotzdem ein besonderer Tag an Bord ist. Denn zum Frühstück wurde die Crew von Teilzeit-Smutje Susanne nicht nur mit dem Duft frisch gebackener Brötchen geweckt, sondern es gab zusätzlich auch noch Pfannkuchen! Mit Marmelade und Apfelmus - mmh, lecker! Lebensqualität in Form von exquisiter Küche wird von der Lottacrew täglich zelebriert. Wer glaubt, dass frische Brötchen eine Besonderheit des Nikolaustages sind, der irrt. Jeden Tag werden Brötchen gebacken, jeden Tag wird frisch gekocht und profane Sättingsbeilagen wie Dosenravioli wird man hier an Bord vergeblich suchen. Stattdessen gibt es Filetsteak à la Suzanne, Dänische HotDogs, Basmati Reis an scharfen Möhren oder frischer Kartoffelsalat wahlweise als Speck- oder Mayonaisevariante. Auch immer gern genommen sind mit Atlantikwasser gesalzene Nudeln mit verschiedenen Soßen á la Minute. Das Frühstück präsentiert sich abwechslungsreich mit verschiedenen Müslivariationen, gekochten Eiern, verschiedenen Sorten Marmelade, Kaffee, Tee, Capuchino, Rühreier mit Kräutern, Zwiebeln und Speck. Verschiedene Säfte, Bier, roter und weißer Wein und Cola runden das kulunarische Angebot ab. Die gesamte Crew wartet jetzt gespannt auf das Captains Dinner von Rolf. Krawatten liegen bereit, das Besteck ist geputzt die Erwartung sind hoch. Lebensqualität an Bord der Lotta hat eben doch überwiegend mit Essen zu tun.

05.12.2006
Position 12.00 UTC: 17° 14' N - 040° 05' W
Wir haben ein Problem!

Nach einer ruhigen Nacht steht als Sieger unseres "Türchen for Speed" fest: Ralf surfte mit 17,45 Knoten auf einem Wellenkamm mit der Lotta so, als wenn sie 'ne Jolle wär' und keine 48 Fuß-Fahrtenyacht.
Es war nicht für alle Crewmitglieder ganz ruhig. So gegen zwei Uhr mussten unser Bordingenieure Peter und Jup mit dem Schraubenzieher auf dem Vorschiff leichte technische Probleme lösen und konnten zur weiteren technischen Vervollkommnung der Lotta beitragen.
Vergessen zu erwähnen haben wir unser Bergfest. Nach genau acht Tagen liegt die Hälfte unserer Atlantikquerung hinter uns, jetzt geht es nur noch vorwärts.
Damit kommen wir auch direkt zu unserem Problem. Das Thema lautet
"Verpflegung", das Ausprägung des Problems heißt "zu viel"!
Bei einem vorläufigen Zwischencheck des Zahlmeisters (Ralf) offenbarte sich das volle Ausmaß des Problems: 20 Packungen Schwarzbrot á 500gr., 14 Tafeln Schokolade á 250gr. sowie ca. 10 Liter H-Milch bilden nur die Spitze des Eisberges namens Überproviantierung, hinter dem sich auch ca. 3,4 kg Gummibärchen, 5 Liter Sonnenblumenöl, 12 Knödel und rund 4,5 kg Nudeln verbergen. Das sind - wohlgemerkt - die voraussichtlichen Werte bei unserer Ankunft in St. Lucia!
Zur Lösung des Problems hat Rolf in seiner Eigenschaft als Skipper offiziell
dazu aufgerufen, mehr zu Essen! Zeitgleich prüft Ralf in welcher Form man einen schwunghaften Lebensmittelhandel im Zielhafen z.B. im Dingi fahrend von Boot zu Boot aufbauen könnte.
Ursache des Problems dürften eklatante Planungsfehler des Zahlmeisters beim Einkaufen sein. Bleibt zu hoffen, das die Qualität der navigatorischen Planung besser ist, sonst kommt die nächste Meldung aus Feuerland!

04.12.2006
Position 12.00 UTC: 18° 40' N - 036° 51' W
Haltungsfragen

Die tägliche Körperhygiene ist das eigentliche Highlight der Bordroutine. Da Süßwasser ist an Bord der Lotta Mangelware ist und nur zum Trinken, Kochen und Zähneputen benutzt werden darf findet die Köperpflege an Deck mit Atlantikwasser statt. Mit der Pütz kann man auf das Feinste duschen, das Wasser ist angenehm warm und fast schon karibisch blau.
Interessant, welche unterschiedliche Duschtypen eine Crew so hervorbringt.
Generell läst sich zwischen den Vorschiff und den Heckduschern unterscheiden. Die Heckduscher sind der Landkategorie "Warmduscher"
zuzuordnen und duschen natürlich auch immer in der Hocke. Anders die Vorschiffduscher, die je nach individueller Risikobereitschaft unterschieden werden können in Steh und Sitzduscher. Während die Spezies der Freistehendduscher mit einsetzsender Passatdünung und ewig rollendem Schiff praktisch ausgestorben ist, bevorzugen die Wantstehduscher das Leewant als Fix und Haltepunkt. Die Sitzduscher wiederum unterteilen sich in echte Sitzduscher, die selbst zum Wasserholen ihren Hintern nicht von Deck lösen und die Hockduscher, die versuchen bei dieser Art des Duschens eine Rest von Würde und Eleganz zu waren.
Die ganze Prozedur dauert für eine kompletten Crewdurchgang meist eine gute Stunde und anschließend riecht es auf der Lotta wieder wohltuhend sauber.
Frisch gestylte Segler sind bereit sich den nächsten Herausforderungen der Atlantiküberquerung zu stellen.

03.12.2006 

Position 12.00 UTC: 20°00'N - 033° 43'W
Begleitung

Das dritte Türchen des Lotta eigenen Adventskalenders darf Susanne heute morgen öffnen. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 18,88 Knoten (ohne Spinnaker!) hat sie heute nacht verdient gewonnen. (s.a. Bericht vom 02.12.). Spitze Schreie der Rudergänger bedeuten aber nicht immer nur einen neuen Geschwindigkeitsrekord. Auch fliegende Fische im Gesicht und an den nackten Beinen führen während der Nachwache regelmäßig zu entsprechenden Ausdrücken der Abneigung, denn so toll sich fliegende Fische auch anhören mögen, sie stinken dennoch erbärmlich! Es vergeht fast keine Nacht, in der nicht der eine oder ander fliegden Fisch vom Deck zurück in den Atlantik befördert werden muss. Angenehmere Begleiter sind die Delphine. Neulich hat uns ein Rudel (oder heißt es Schwarm?) fast 20 Minuten betreut. Mehr als 20 Tiere tauchten unter der Lotta hindurch oder sprangen parallel zu unserem Kurs durch die Luft. Wie früher bei "Flipper". Eine andere Art der Begleitung boten uns 2 kleinere Wale (ca. 3-4m groß). Deutlich mehr Distanz, nur kurz zu sehen, dann wieder weg. Wir sind gespannt, was da noch so kommt...

02.12.2006
Position 12.00 UTC: 21° 15' N - 030° 30' W
Türchen for Speed

Nachts bei Vollmond unter Spinnaker die Lotta mit Fullspeed über den Atlantik zu segeln ist klasse! Die Lufttemperatur erlaubt kurze Hosen, die Logge zeigt selten unter zehn Knoten an und der Mond scheint extra für die Lotta als Decksbeleuchtung am Himmel zu stehen.
Um die Sensibilität der Lotta-Mannschaft für Geschwindigkeit zu erhöhen, startet Skipper Rolf pünktlich am 1. Dezember die neue Initiative "Türchen for Speed".
Das Regelement ist einfach: Derjenige, der in den Nachtwachen den höchsten Wert auf die Logge bringt, darf am nächsten Morgen das fällige Adventskalendertürchen öffnen.
Schon in der ersten Nacht entbrennt ein heftiger Kampf.
Dietrich legt mit 15,54 Knoten einen herausfordernden Wert vor, sofort getoppt in der Mitternachtswache von Rolf mit 17,74 kn. Aber dann gegen Morgen wird von einer kräftigen Bö, der heranbrausenden Dünung und dem steuermännischen Geschick von Peter das Türchen vom 2. Dezember mit 18,34 kn endgültig vergeben.
Wir sind gespannt auf die Resultat der kommenden Nächte!

01.12..2006
Position 12.00 UTC: 20°56'N - 026°53'W

Bordzeit = Rekordzeit

2760 Seemeilen beträgt die Distanz zwischen unserem Ausgangshafen Gran Canaria und dem Ziel St. Lucia. Eine lange Strecke mit viel Zeit für die Crew. Zwischenziele sind insbesondere dann hilfreich, wenn man bei lauen Winden das Gefühl hat, gar nicht mehr vorwärts zu kommen (Gestern, 30.11.).
Bei den Restmeilen eine Eins an der ersten Stelle ins Logbuch zu schreiben wurde zum erklärten Ziel der verschiedenen Wachen.
Dann heute morgen gegen 7:30h hat Wache 2 (Wachführer Dietrich und Matrose Ralf) den Rekord ganz nahe vor Augen. Nur 2012 Seemeilen bis St. Lucia, aber nur noch eine halbe Stunde Wache! Dietrich setzt sein navigatorisches Know How zum Schummeln ein:
Kraft seines Amtes stellt er die Bordzeit um eine Stunde zurück (ja, soweit sind wir jetzt schon nach Westen gesegelt) und verlängert die Wache um eine Stunde. Mit dem gewünschten Erfolg. Pünktlich um 7:58h neuer Bordzeit passieren wir mit Dietrich am Ruder den magischen Punkt und lesen auf dem GPS die
Restdistanz nach St. Lucia: 1999,5 NM.


30.11.2006
Position 12.00 UTC: 21°17'N - 023°29'W

Liebe Leser im kalten Deutschland,
gestern haben wir uns auf Grund der Wettervorhersage (umlaufende Winde) entschlossen, in den Süden zu fahren.
Hier sind zumindest 10-15kn Wind angesagt. Die Nacht über war es allerding ein ziemliches geeier...
Jetzt haben wir 12kn Wind aus NE und laufen wieder guten Speed mit Kurs aufs Ziel.
Da wir gestern weniger Wind hatten wurde Decksdusche verordnet, die von allen genutzt wurde. Am Abend gab es dann ein richtiges Steak! Die Erholung hat uns gut getan, so dass wir wieder voller Tatendrang sind! Die Segelkontrollen sind positiv ausgefallen. Außer leichten Schamfielstellen im Groß, die wir getaped haben, war alles in Ordnung. Einen dritten Achterholer hat Jup gestern noch mit Leder bekleidet und gleich angebaut. Beim alten Achterholer muß nun die Naht des Leders erneuert werden. Das ist so unsere Bordroutine.
bis morgen
Eure Lotta 

29.11.2006
Position 12.00 UTC: 22°52'N - 022°27' W

Liebe Leser,
heute hat der Tag wieder mit Sonnenschein begonnen! Leider hat der Wind - wie erwartet - deutlich abgeflaut. Das haben wir nun davon dass wir nicht zum Sturmtief wollten. ;-) Die Stimmung ist gut, und wir erholen uns von den Anstrengungen der letzten Tage mit mehr Wind. Susanne durchsucht gerade unser Netz, welches im Salon gespannt ist, nach faulen Früchten und ist bereits sehr erfolgreich...
In der Hoffnung, nicht in ein Flautenloch zu fahren verabschieden wir uns für heute.
Sonnige Grüße vom Atlantik
Eure Lotta 

28.11.2006
Position 12.00 UTC: 24°05'N - 019°50'W

Moin, moin,
jetzt sind schon 2 Tage geschafft. 2380 sm liegen noch vor uns. Unser
Wetter -Programm möchte uns auf einen nördlichen Kurs schicken, damit wir in einem Sturmtief Meilen machen... da streiken wir allerdings und wählen einen südlicherern Kurs. An Bord haben wir noch reichlich Schamfielstellen gefunden und sind den Tag über damit beschäftigt diese abzustellen. Bis auf einen Fall von leichter Seekrankheit sind alle wohlauf! Sonne und Wind (zur Zeit ENE mit 20kn) was will man mehr!?
Grüße von der Lotta 

27.11.2006
Position 12.00 UTC: 25°42'N - 017°08'W

Liebe Fans,
gestern sind wir bei etwas flauen Winden aus NE in Las Palmas gestartet. Der Gennaker wurde bald durch den Spi ersetzt. Zum Abend nahm der Wind auf 4-5 Bft. zu (Düsenwirkung der Insel vor Maspalomas). Bei raumem Wind rauschten wir mit 15 kn durch die Nacht! Lotta ist suuper! :-) Sie läßt sich zu jeder Zeit problemlos führen. Vom Feld sind nur noch 4 andere Schiffe in Sicht. Das erste Frühstück haben wir uns jetzt schmecken lassen so dass sich die Bordroutine bald einstellen wird.
Bis morgen mit neuem Bericht.
Positionsmeldungen sind auch auf der Homepage der ARC nachzulesen.
viele Grüße

25.11.2006

Liebe Leser,
nun sind wir schon sehr aufgeregt. Noch 24h vor dem Start!
Alles ist seefest verstaut! Ein Netz ist unter dem Salon-Himmel gespannt für Obst und Gemüse. Stehendes und laufendes Gut sind überprüft, der Wassermacher funktioniert und das Notruder ist gebaut - also, alles ist bestens vorbereitet - Da uns die "Baustellen" ausgehen haben wir heute den Nachmittag frei :-)
Das Wetter war die Woche über sehr angenehm mit Sonne und 25°C. In der letzten Nacht ist eine Kaltfront durchgezogen, die ordentliche Schauer mit sich brachte! Jetzt ist wieder alles sehr schön und wir werden gleich den Sonnenuntergang genießen :-))
Start der ARC-Regatta ist um 12.40h am Sonntag, bitte die Daumen drücken!
Adios, muchas gracias, hasta luego!
Lotta-Crew 

23.11.2006

Liebe Lotta-Gemeinde!
Wir genießen immer mehr das Lotta-Leben in Gran Canaria, wenn auch viel zu tun ist.
Heute hat der Zoll endlich eine große Rettungsinsel und Materialien für das Notruder freigegeben. Der Zoll darf sich hier nicht überflüssig machen, also schafft er zunächst Probleme, wo keine sind. Also ein richtig guter Tag!
Dann sind wir das ersten Mal zu einem Probeschlag ausgelaufen und haben diverse Segel gesetzt und Spinnakermanöver eingeübt. Alles verlief zur vollen Zufriedenheit des Skippers.
Die Liste, die die kompetente Dame vom Sicherheitscheck aufgestellt hat, wird laufend kleiner. Dazu nehmen wir an den angebotenen Seminaren teil. Alles ist hier bestens organisiert. Morgen wird eingekauft.
Damit Ihr Euch einen kleinen Eindruck von unseren Aktivitäten mach könnt schicken wir ein paar Fotos mit.
Viele Grüße
die ARC-Crew

20.11.2006

Liebe Daheimgebliebene!
Die Crew der Lotta, die am Sonntag zum ARC starten wird, ist nun fast vollzählig in Las Palmas gelandet: Skipper Rolf Sch., Jup P., Peter M., Ralf B. und Dietrich O.
Susanne P.
wird Mittwoch einfliegen.
Wir haben die Lotta in bestem Zustand vorgefunden und erproben nun noch die Sturmsegel und das Notruder, bereiten uns und das  Schiff auf die Überfahrt vor. An Land gibt es interessante Seminare und abends Barbecues und Dinners.
Eure Lotta-Crew