Segelsommer 2009 mit der IMAGINE

 
 

In diesem Jahr segelten wir eine weniger lange Reise als in den letzten drei Jahren, dafür unternahmen wir aber von Strande aus noch eine Reihe von Kurzreisen in der Vor- und Nachsaison:

  1. rund Ärö (122 sm, 4 Tage), 

  2. nach Wismar und rund Lolland (208 sm, 8 Tage)

  3. rund Alsen (199 sm, 4 Tage),

  4. rund Fünen (202 sm, 9 Tage) und

  5. nach Hiddensee (237 sm, 8 Tage).

Unsere Sommerreise, über die ich hier berichten will, dauerte insgesamt 27 Tage und war 701 Seemeilen lang. Das Ziel war der Vänersee, den wir früher auf dem Weg durch den Götakanal zwar schon mehrfach durchfahren hatten, aber nun einmal mit mehr Ruhe kennenlernen wollten.


Zu zweit brachen wir am 27. Juni 2009 gegen 11 Uhr von Strande aus auf und erreichten bei kräftigem Nordost nach einer Kreuz über die Kieler Bucht und anschließender schneller Fahrt mit Strom um 18 Uhr Spodsberg. Auch am nächsten Tag trug uns der Strom schnell nordwärts durch den Großen Belt, wobei der Wind allerdings am Nachmittag einschlief, so dass wir erst gegen 21 Uhr auf Sejerö festmachten. Bei Sonne und Windstille erkundeten wir mit unseren Bordfahrrädern diese schöne Insel. Gegen einen leichten Nordostwind kreuzten wir dann mit langen Schlägen gen Anholt. Da wir die Insel wieder erst kurz vor Sonnenuntergang erreichten, ankerten wir über Nacht vor dem Strand südlich der Mole. Nach einem sonnigen Hafentag auf Anholt starteten wir bei flauen nördlichen Winden nach Norden. Erst nach einer Badepause setzte sich am Nachmittag ein stetiger Nordwind durch, der uns schließlich gegen neun Uhr abends bis Vrangö vor Göteborg trug. Anschließend verbrachten wir einen heißen Sommertag in Göteborg, wo wir im Stadthafen Lilla Brommen festmachten.


Auch der nächste Tag, an dem wir meist unter Motor, teils aber auch bei mäßigem Westwind die Göta Alv unter Segeln aufwärts fuhren, brachte uns Hochsommerwetter. Unterhalb von Trollhätten machten wir in dem Parkgelände an den alten Schleusen von Åkersvass fest, ein sehr empfehlenswerter Übernachtungsplatz, den wir auf unserer Rückreise erneut aufsuchten. Nun ging es aufwärts durch die Schleusentreppe von Trollhätten und schließlich durch die Brücken von Vänersborg in den Vänersee. Am neunten Reisetag hatten wir unser Zielgebiet erreicht und machten am Abend in Dalbergså an einem kleinen Schilf umsäumten Steg an einer Flussmündung am Westufer des Sees fest.


Nach einer Radtour durch die liebliche Landschaft segelten weiter nach Norden und fanden in Sunnanå einen nicht weniger idyllischen Platz. Weiter ging's nun bei wechselhaftem Wetter im Uhrzeigersinn um den Vänersee  zunächst bis Köpmannebro und Upperud, das hinter der ersten Schleuse zum Dalslandkanal liegt. Ein kleines Boot mit Dampfmaschinenantrieb brachte uns von Upperud nach Håverud, wo die dortigen Stromschnellen durch übereinander liegende Schiffs-, Autobahn- und Eisenbahnbrücken überwunden werden. Das einzigartige Aquädukt lockt jährlich eine halbe Million Besucher an. Die Weiterfahrt durch den Dalslandkanal, der über zahlreiche Seen bis nach Strömstad und Oslo führen kann, unternahmen wir allerdings nicht, da dafür kleinere Boote besser geeignet sind. Stattdessen segelten wir ostwärts über den Vänern in den Lurön-Schärengarten und ankerten in der Bösshamn Bucht. Gut markierte Wanderwege führen dort durch naturbelassene Wälder zu verlassenen Klosterruinen und einsamen Fischerhäuschen. Beinahe wäre ich auf eine Ringelnatter getreten.


Leider schlug der Wind in der Nacht um, und das Wetter wurde regnerisch und kühler. Früh um sechs verlegten wir zunächst das Boot in eine besser geschützte Bucht und fuhren nach dem Frühstück in den netten Fischerort Spiken. Zahlreiche rote Hütten mit Fischräuchereien und Lokalen laden hier zum Verzehr der hiesigen Süsswasserfische ein. Leider war der Aufenthalt dadurch getrübt, dass sich nun über Mittelschweden ein Tief festgesetzt hatte, das uns fast drei Tage lang Dauerregen bescherte. Am zweiten Liegetag nutzten wir eine kurze Regenpause zu einem Spaziergang zum mächtigen Schloss Läckö, eine weitere Attraktion am Vänern. Bevor das nächste Tief aufzog, steuerten wir dann aber doch noch die einsame Ankerbucht Flarkesjön bei Klitt an, wo wir aber auf Grund unseres zu großen Tiefgangs (1,85 m) wieder keinen Heckankerplatz am Felsen fanden. In der verkrauteten Bucht mussten wir sogar einen zweiten Anker ausbringen, da wir mit dem ersten auf Drift gingen.


In einem Anlieger konnten wir am nächsten Tag von Klitt aus Vänersborg erreichen und machten nach 8 Tagen im Vänersee in Spikö bei Trollhätten fest. Hier werden im Juli täglich um 15 Uhr für 10 Minuten die Tore zum alten Canyon der Göta Alv geöffnet, die sonst die Turbinen zweier Kraftwerke antreibt. Mit einem gewaltigem Getöse donnern dann 400 Kubikmeter Wasser pro Sekunde insgesamt 32 m tief durch die Schlucht. Das Spektakel konnten wir bei Sonnenlicht von der Oskarsbron nicht weit vom Liegeplatz gemeinsam mit einer großen Menschenmenge beobachten. Bis 1800 bildeten diese Wasserfälle das größte Hindernis für die Schifffahrt auf der Göta Alv, dem wasserreichsten und nun meist befahrenen Fluss Schwedens. Man kann hier drei Generationen von Schleusenkammern besichtigen.


Am Nachmittag stiegen wir noch die vier hohen Schleusenstufen nach Akersvass hinab, um dann am nächsten Tag stromabwärts bis Langedrag zu fahren, wo wir bei einem Wolkenbruch einliefen. Eine Reihe von Tiefdrucksystemen erwarteten uns nun im Kattegat, so dass wir uns bei südwestlichen Winden entschieden, den Weg zurück entlang der schwedischen Westküste und durch den Sund zu nehmen. In Varberg besuchten wir die alte Festung und ein Stadtfest. Glommen bei Falkenberg liefen wir an, um im sicheren Hafen den angesagten Starkwind aus Nordost abzuwarten, der aber nicht kam. Mit mäßigem Ostwind und viel Regen segelten wir dann nördlich eines Gewittertiefs über der westlichen Ostsee nach Gilleleje, bis uns beim Segelbergen unmittelbar vor dem Hafen noch eine Regenfront mit West 7 erwischte. Bei Schauerwetter segelten wir tags darauf  nach Humlebæk, um dort einen halben Tag in dem wunderschönen Louisiana Museum hoch über dem Sund zu verleben. Dafür war das Rückfrontwetter ideal. Als abzusehen war, dass auch für die kommende Woche mit andauerndem Starkwind aus Südwest zu rechnen war, entschlossen wir uns, unsere Heimreise zu unterbrechen, denn wir hatten zu Hause wichtige Termine. Am 20. Juli legten wir das Schiff in Skovshoved, einem nördlichen Vorort von Kopenhagen, an die Leine und fuhren mit der Bahn nach Kiel.


Am 25. Juli fuhr ich mit Uwe W. (Joe) nach Kopenhagen zurück, da Sabine ein Enkelkind hüten musste.  Wir zwei segelten das Schiff bei wechselhaftem Wetter über Dragör, Kalvehave und Spodsberg nach Strande zurück. Die Wetterlage hatten wir gerade so abgepasst, dass wir auf dem Südkurs vorbei an Stevs Klint und durch den Bögestrom Westwind hatten, am Folgetag durch den Grönsund und Smalandsfahrwasser Südwind, und schließlich auf dem Weg durch den Langelandbelt und über die Kieler Bucht wieder Westwind. So erreichten wir mit nur wenigen Kreuzschlägen trotz der widrigen Tiefdrucklage in drei Tagen unseren Heimathafen Strande.

Abschließend bleibt zu sagen, dass wir im Vänern schöne, ruhige Stege fanden, jedoch die versprochenen idyllischen Ankerplätze wegen Regen und zu großem Tiefgang nicht voll nutzen konnten. In diesem Jahr war der Juli in diesem Seegebiet relativ windig, feucht und kalt. Aber die anderen oben erwähnten Kurzreisen entschädigten uns anschließend mit besserem Wetter, so dass wir wieder dankbar auf eine schöne Segelsaison zurückblicken.

 

Auf zum Vänersee !

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