ARC 2006: 2. Tag
 
 
Kurz nach Mitternacht zerreißt der rote (Leichtwind-)Spinnacker, während ich am Ruder stehe. Das Schiff rollt in der Dünung bei 4 Beaufort. Da bleibt es kaum aus, dass er bei dunkler Nacht einmal einfällt. Weil das Großsegel ziemlich dicht gefahren werden muss, dreht dann das Schiff gern hoch. Ein grobes Netz (wie eine Fock ohne Tuch, nur Vorliek und Achterliek, dazwischen drei Gurtbänder), auch Spinne genannt, das ein Stundenglas im Spi verhindern soll, lässt sich danach nicht bergen. Der Kopf reißt ab. Ich nähe ihn später wieder an.
Bei Helligkeit setzen wir den festeren, weißen Spinnacker und die reparierte Spinne. 240 Grad Kurs, 10 Knoten Speed.
Unser Computer-Programm MaxSea berechnet auf Grund von Grid-Files (digitale Wetterdaten der nächsten 6 Tage) und dem Geschwindigkeitsprofil der Lotta den optimalen Kurs nach St. Lucia. Es schickt uns nach Nordwesten, da dort mehr Wind ist als im Süden. Der Weg würde uns jedoch direkt in ein Trog auf der nördlich liegenden Kaltfront führen, vermutlich mit vorüber gehendem Starkwind von vorn und anschließender Flaute. Wir entscheiden uns bewusst für den klassischen Südwestkurs, gemäß der alten Regel: Nach Süden bis die Butter schmilzt, dann auf dem Großkreis ins Ziel.
Trotz des Spi-Malheurs sind alle guter Laune und stets einsatzbereit. Ralf kämpft eine wenig mit der Seekrankheit, steuert aber dennoch während seiner Wache gut.
 
 
Traurig besieht sich Jup das rote Tuch. In der Nacht ist der Spinnacker an einer alten Klebestelle zerrissen. Der Kopf ist praktisch abgetrennt worden Anschließend verkleidet Rolf die Spitzen der obersten Salings mit Lederstücken.
Montag, 27. November 2006
Spi kopflos