Wunderbar, dabei zu sein

Bericht der Reise 12 mit der ZUKUNFT IV vom 19. April bis 4. Mai 2003

Höhepunkt dieser Traumreise sind sieben spannende Regatten im Rahmen der Antigua Sailing Week 2003. Aber bevor wir daran teilnehmen, haben wir noch eine Woche Zeit, neben dem britisch gefärbten Antigua die französischen Inseln Guadeloupe und Ilse de Saints kennenzulernen und als Mannschaft Spinnackermanöver einzuüben. Wir, das sind neben dem Skipper Rolf Sch..g die vier ehemaligen Yachtschüler aus Zimmichs Zeiten, Ekkehard S..e, Uwe W..r, Gerd M..e und Dietrich O..sch, die drei jungen Leute Michael M..r, Mathias B..t und Harm T..n sowie unser Taktiker Klaus Sch..t und, als Vertreterin des weiblichen Geschlechts, Elke T..n. Insgesamt bilden wir, vielleicht gerade wegen der Mischung von drei Generationen von Yachtschülern, schon nach zwei Tagen eine bombige Crew.

Antigua Classics
Die jährlich Ende April stattfindende Antigua Sailing Week ist teilweise mit der Kieler Woche vergleichbar. In der Karibik ist sie das Segelereignis für Yachten über 40 Fuß und Jahr für Jahr ein einsamer Höhepunkt für die gesamte Bevölkerung. Eingeläutet wird sie durch Wettfahrten klassischer Rennyachten, wobei auch Preise für die "Most Photogenic Yacht" und "Best Dressed Crew" vergeben werden. Die schönsten Yachten der Welt geben sich ein Stelldichein, und die Organisatoren verstehen es, das Ein- und Auslaufen publikumswirksam auf altenglische Art zu zelebrieren.  Wir sehen unter anderem die  wiedererstandene  Velsheda, einen Americas Cupper der legendären J-Class, den eleganten Gaffelschooner Eleonora, die Saphire, die Victoria of Strathearn, die Windrose, die Zwerver und viele andere.

Karibik Pur
Der alte Naturhafen English Harbour im Süden der Insel ist ein Treffpunkt der Segler aus aller Welt. Gleich am Sonntag unserer Ankunft tauchen wir in karibisches Flair ein auf einer tollen Party auf den Shirley Heights mit einem traumhaften Blick auf Falmouth- und English Harbour und mitreißender Musik einer Steel-Bigband und einer Reggaegruppe.  Am nächsten Morgen geht es mit Südkurs nach Guadeloupe, wo wir nach langer Flaute (mit Badevergnügen) erst im Dunkeln in der Bucht von Deshaides vor Anker gehen. Der Gegensatz zu dem armen und trockenen Antigua ist frappierend. Guadeloupe ist fruchtbar und als Bestandteil Frankreichs deutlich wohlhabender. Es wird in Euro bezahlt, die Mobiltelefone funktionieren, und man fährt rechts. Wir kaufen Proviant für die nächsten Tage ein, wandern in den angrenzenden Urwald und speisen köstlich. Auch der folgende Segeltag ist zunächst durch flaue Winde bestimmt, so dass wir die Unterwasserwelt im Tauchrevier von Jacques Cousteau an der Westküste erkunden. Anschließend üben wir bei vorübergehend kräftigem Westwind (!) unter Michels Anleitung einige Spinnackermanöver und kreuzen schließlich gegen leichten SE unter dem funkelnden Sternenzelt in die Bucht von Bourg des Saintes, wo wir unter Segeln vor Anker gehen.

Nach der Besichtigung des historischen Fort Napoleon auf der Isle De Saints träumen wir am Sandstrand unter Palmen: Karibik pur. Am 25. April morgens starten wir wieder zur Rücktour nach Antigua. Bei SE 3 können wir unter Spi schnell Basse Terre auf Guadeloupe erreichen, wo wir noch unsere Ausreiseformalitäten abwickeln müssen. Da der Hafen nicht tief genug ist, segelt die Kuh so lange auf und ab. Bis das erledigt ist, hat sich der Wind allerdings wieder verabschiedet und kehrt erst nach einer Stunde motoren aus typischen (?) westlichen Richtungen zurück, um dann noch einmal für eine Badepause zwischen Delphinen zu stoppen. Erst um 18 Uhr setzt sich der Passatwind durch und bringt uns mit 9 kn nach Falmouth Harbour an Antiguas Südküste zurück.

Antigua Sailing Week 2003
An der Sailing Week nehmen in diesem Jahr ca. 190 Yachten teil, die in die Gruppen Big Boats, Racing, Racer/Cruiser und Performance Cruiser eingeteilt werden. Wir segeln in der Untergruppe II der Racer/Cruiser. Vor der Regattaserie wird die Kuh erneut vermessen. Wir schlagen das neue Regattagroßsegel an, melden jedoch nur mit der (alten) Genua III und Spinnacker. Weitere Regattavorsegel sind nicht an Bord. Ein weiteres Handicap ist, dass wir keine Gelegenheit haben, das Schiff auszuräumen. Selbst das schwere alte Großsegel und das Schlauchboot Michelinchen bleiben an Bord. Dazu bunkern wir noch etliche 5-Liter Wasserflaschen, denn unser Wasserkonsum ist bei tropischer Sonne und körperlicher Arbeit enorm.

Dickenson Bay Race
Die erste Wettfahrt führt uns südlich und westlich um die halbe Insel herum. Bei E 5 Bft geht es nach kurzer Startkreuz auf einen langen Spikurs. Die Manöver klappen gut, und langsam arbeiten wir uns nach vorne vor. Bereits nach drei Stunden sind die 34 sm gesegelt, und wir werden fünfter von 13. Eine Stunde später fällt der Anker in der Dickenson Bay nördlich von St. Johns. Am Strand sind bereits große Boxen aufgestellt, die die gesamte Bucht beschallen. Fast zweihundert Yachten ankern dicht beieinander, und es herrscht eine super Stimmung. Die smaragdgrüne Bucht lädt ein zu baden, mit dem Wassertaxi an Land zu fahren und an der endlosen Beachparty teilzunehmen. Der gesamte Strand ist eine Feiermeile mit vielen Ständen und Musikgruppen.

Zwei Kurzrennen
Am nächsten Tag stehen zwei kürzere Regatten auf dem Programm. Zunächst geht es mit raschen Manövern zum Up-and-Down. Nach gutem Start sind wir ganz vorne dabei und beim Zieleinlauf unter Spi vierter. Es folgt eine längere Pause, bis der Startschuss zum olympischen Dreieck fällt. Am Start werden wir durchgereicht, können aber wegwenden. Auf den Kreuzen holen wir noch ein paar Schiffe und liegen eigentlich recht gut, bis wir unglücklich das Luv-Fass berühren. Nach unseren Kringeln kommen wir leider erst als neunter ins Ziel. Am Abend macht die ganze Flotte in Jolly Harbour fest, wo wiederum karibischen Rhythmen und zahllose Essenstände der einheimischen Bevölkerung auf uns warten.

Kreuzen zurück nach English Harbour
Die südöstlichen Winde halten an, so dass die Langstreckenregatta zurück nach English Harbour weitgehend gekreuzt werden muss. Am Start kommen wir gut weg, haben aber keine echte Startkreuz, sondern einen Am-Wind-Kurs. Das Feld kommt recht geschlossen an der Tonne an. Der folgende Spigang stellt sich bei 5-6 Bft als zu spitz heraus, so dass alle ihre Spis bergen und mit größeren Vorsegeln an uns vorüber segeln. Auf der folgenden Kreuz ist die Genua III wieder ausreichend, und wir kämpfen uns nach vorn. Ein spannender Kurs, bei dem wir nur wenige Meter von Riffs und Felsen entfernt die Insel entlang kreuzen. Es ist ein tolles Segeln mit Wasserfarben zwischen sattem Dunkelblau und Helltürkis bei rasch wechselnder Bewölkung. Die letzten Meilen südlich der Insel steht eine steile See vom alten Wind, der jetzt leider nachgelassen hat. Wir parken also mit dem zu kleinen Vorsegel, während mühsam erkämpfte Schiffe an uns vorüber ziehen: Am Ende Platz 10.  Der World of TUI erging es allerdings noch schlechter: Auf der Startkreuz fährt ihnen ein Boot auf Steuerbordbug ins Lee-Backstag und reißt den gesamten Mast herunter. Es ist nicht einfach für sie, bis zum Start zum DCNAC-Rennen einen neuen zu bekommen.

Noch zwei Kurzrennen
Den folgenden Ruhetag nutzt die Hälfte der Crew zur geführten Inselrundfahrt per Taxi und zum Schnorcheln in einsamen Buchten. Am Abend geht die Party in English Harbour weiter, wobei auch aktuelle Filmaufzeichnungen der bisherigen Wettfahrten gezeigt werden. Nach einer für einen großen Teil der Crew langen Nacht stehen zwei Regatten "Up-and-Down" auf dem Programm. Der Wind kommt mit für uns angenehmen 5 bis 6 Bft aus E.  Am Start sind wir noch etwas zögerlich und kommen als achter ins Ziel. Nach kurzer Pause haben wir einen sehr guten Start, können als dritter das Luv-Fass runden und halten diesen Platz auch für den Rest der Regatta. Berechnet müssen wir noch zwei mit 20 s Zeitvergütung an uns vorbei lassen.

Nach Afrika!
Am letzten Regattatag geht es zunächst zur Bahnmarke "Afrika" hinaus: 6,5 sm  südöstlich der Insel. Der Wind ist leider nicht wie bestellt und schwächelt ein bisschen, und das bei alter Atlantikdühnung. Mit der Startkreuz ist man schon eine Stunde beschäftigt. Nach langer Regatta segelt die schwere Kuh mit der zu kleinen Genua als neuntes Schiff über die Ziellinie. Trotz der Handicaps werden wir insgesamt siebter in unserer Untergruppe, die auch die drei Gesamtsieger stellt, und stehen in der gesamten Racer/Cruiser-Flotte auf Platz 13 von 33.

Feiern in Nelsons Dockyard
Diesen letzten Segeltag lassen wir bei karibischen Rhythmen mit einem Festessen in einem Brückenrestaurant gegenüber von Nelsons Dockyard ausklingen und gleichzeitig Elke zu ihrem Geburtstag hochleben. Während tags darauf nach einer Totalreinigung die nächste Crew das Schiff übernimmt, geht für uns die Reise mit der Siegerehrung auf dem Lord Nelson Ball zu Ende. Das ist eigentlich kein Ball, sondern eher eine große Gartenparty. Sie findet im Admiral's Inn statt, eins von den alten Kolonialgebäuden aus der Zeit, als Admiral Lord Nelson die Karibik beherrschte. Und Gartenparties können die Engländer ja bekanntlich feiern. So findet diese Reise den perfekten Abschluss, der in den umliegenden Etablissements noch nach Belieben abgerundet wird. Von Tim Wright erwerben wir eine CD-Rom mit professionellen Regattafotos von der Kuh ( hier anzuschauen), damit diese in die KYC-Homepage gestellt werden können. Mit diesen Bildern vor Augen und dem ruhigen Rhythmus der Menschen im Herzen werden wir noch lange von der Reise träumen. Es war wunderbar, dabei zu sein.


Hier sind einige der vielen Bilder, die von Crewmitgliedern aufgenommen wurden:
Die gesamte Crew beim Abschiedsabendessen, v.l.n.r: Uwe W..r, Gerd M..e, Elke T..n, Ekkehard S..e, Klaus Sch..t, Dietrich O..sch, Mathias B..t, Harm Tr..n, Michael M..r, Rolf Sch..g
Weitere Fotos von Antigua: ShirleyHeights   SailFast   Preise   Sieger  

Fotos von Deshaides an der Westküste von Guadeloupe: vorAnker   Dinner   Urwald1   Urwald2  

Fotos von Ilse des Saintes (südlich von Guadeloupe): Ankerbucht   Inselwelt   SunAndPalms_1   SAP_2   SAP_3  

Fotos von der Dickenson Bay auf Antigua: naLos   allesKlar   Wassertaxi   WasserParkplatz   Beachparty  

Regattabilder
Beim Start zur ersten Wettfahrt, v.l.n.r.: Rolf Sch..g, Klaus Sch..t, Gerd M..e, Ekkehard S..e, Michael M..er, Uwe W..r, Elke T..n, Dietrich O..sch, Harm T..n, Mathias B..t (Foto: Tim Wright)

Während der Dickenson Bay Wettfahrt am 27. April. Die Kuh ist das vierte Schiff von links (Foto: Tim Wright)

Auf der dritten Wettfahrt der Antigua Sailing Week kurz nach dem Runden der Luvtonne (Foto: Tim Wright)

Hier ist eine Liste weiterer Fotos des Fotografen Tim Wright, die er während der Antigua Sailing Week 2003 von der Kuh gemacht hat. Sie werden hier in reduzierter Auflösung wiedergegeben, zum Teil auch mit Ausschnitten. Die Crew der Reise 12 hat das Copyright für Publikationen in unserer Clubzeitung, bei Sponsoren oder in unseren Internetseiten erworben.
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Kiel, 20. Juli 2003, Dietrich O..sch

p.s.
Wer weiß, welche Bedeutung das Segelzeichen HDW im Großsegel der Kuh hat?
Hier kann man es nachlesen.


Inhalt: Einleitung  -   Antigua Classics  -   Karibik Pur  -   Antigua Sailing Week 2003  -   Dickenson Bay Race  -   Zwei Kurzrennen  -   Kreuzen zurück nach English Harbour  -   Noch zwei Kurzrennen  -   Nach Afrika!  -   Feiern in Nelsons Dockyard  -   Einige Bilder